Sie haben in ein Balkonkraftwerk investiert und möchten es optimal absichern? Eine wichtige Frage, denn Solarmodule auf dem Balkon sind Witterung, Sturm und potenziellen Schäden ausgesetzt. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen sind Sie bereits über bestehende Versicherungen abgesichert. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Versicherungen greifen, wann Sie Zusatzschutz benötigen und wie Sie im Schadensfall richtig vorgehen.
Die wichtigsten Versicherungen für Ihr Balkonkraftwerk im Überblick
Bei der Absicherung eines Balkonkraftwerks kommen drei Versicherungsarten ins Spiel:
1. Hausratversicherung (für Mieter und mobile Anlagen)
Was wird abgedeckt:
- Fest installierte Balkonkraftwerke auf Balkon oder Terrasse
- Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel, Einbruchdiebstahl
- Leitungswasserschäden
- Überspannungsschäden nach Blitzschlag (je nach Tarif)
Deckungssumme: Meist bis 3.000 Euro ohne Zusatzkosten
Wichtig: Als Mieter fällt Ihr Balkonkraftwerk unter den Hausrat, da es bewegliches Eigentum ist. Informieren Sie Ihre Versicherung über die Anschaffung.
2. Wohngebäudeversicherung (für Eigentümer bei fest montierten Anlagen)
Was wird abgedeckt:
- Fest mit dem Gebäude verbundene Solaranlagen
- Schäden durch Sturm, Hagel, Feuer, Leitungswasser
- Wandmontagen mit Bohrungen
Wichtig: Wenn Sie Eigentümer sind und das Balkonkraftwerk fest an der Fassade montieren, sollte es über die Wohngebäudeversicherung laufen. Prüfen Sie, ob Photovoltaikanlagen explizit eingeschlossen sind.
3. Privathaftpflichtversicherung (Schutz vor Ansprüchen Dritter)
Was wird abgedeckt:
- Personenschäden durch herabfallende Module
- Sachschäden an fremdem Eigentum (parkende Autos, Nachbarbalkon)
- Schäden durch unsachgemäße Installation
Deckungssumme: Mindestens 5 Millionen Euro empfohlen
Wichtig: Die Haftpflicht greift nur, wenn das Balkonkraftwerk ordnungsgemäß installiert und angemeldet ist. Bei grober Fahrlässigkeit kann die Leistung gekürzt werden.
Welche Schäden sind versichert – und welche nicht?
Typischerweise versichert:
✅ Sturmschäden: Module werden bei Orkan vom Balkon gerissen ✅ Hagelschäden: Hagel zerstört die Glasoberfläche der Module ✅ Blitzschlag: Überspannung durch Blitzeinschlag beschädigt Wechselrichter ✅ Diebstahl: Module werden vom Balkon gestohlen ✅ Feuer: Brand beschädigt die Anlage ✅ Vandalismus: Mutwillige Zerstörung durch Dritte
Typischerweise NICHT versichert:
❌ Verschleiß: Natürlicher Leistungsabfall der Module über 20 Jahre ❌ Bedienungsfehler: Falsche Installation führt zu Schäden ❌ Überspannung ohne Blitz: Netzüberspannung zerstört Wechselrichter ❌ Elementarschäden ohne Zusatz: Überschwemmung, Erdrutsch (braucht Elementarschutz) ❌ Tierverbiss: Marder beschädigen Kabel ❌ Produktionsverlust: Ausfall der Stromproduktion durch Defekt
Checkliste: So sichern Sie Ihr Balkonkraftwerk optimal ab
Schritt 1: Bestehende Versicherungen prüfen
- Hausratversicherung checken: Sind Solaranlagen explizit genannt?
- Deckungssumme ausreichend? (mindestens 650 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche)
- Privathaftpflicht vorhanden? (Deckung mindestens 5 Millionen Euro)
- Bei Eigentum: Wohngebäudeversicherung prüfen
Schritt 2: Versicherung informieren
- Schriftlich über Anschaffung informieren (E-Mail mit Kaufbeleg)
- Modellbezeichnung und Kaufpreis angeben
- Installationsart beschreiben (Balkongeländer, Aufständerung, Wandmontage)
- Bestätigung der Mitversicherung einholen
Schritt 3: Dokumentation vorbereiten
- Kaufbelege und Rechnungen aufbewahren
- Fotos der Installation machen (vor und nach Montage)
- Anmeldung beim Netzbetreiber dokumentieren
- Seriennummern der Module und Wechselrichter notieren
Schritt 4: Sicherheit gewährleisten
- Fachgerechte Installation nach Herstellervorgaben
- Regelmäßige Sichtkontrolle der Befestigung
- Sturmsicherung bei exponierten Standorten
- Blitzschutz prüfen (bei Einfamilienhäusern)
Sonderfall: Elektronikversicherung – sinnvoll oder nicht?
Einige Versicherer bieten spezielle Elektronikversicherungen für Photovoltaikanlagen an. Diese decken auch Schäden ab, die nicht von Hausrat oder Gebäudeversicherung übernommen werden:
Vorteile:
- Schutz vor Überspannungsschäden ohne Blitzschlag
- Bedienungsfehler teilweise abgedeckt
- Keine Selbstbeteiligung
- Weltweiter Schutz (bei mobilen Anlagen)
Nachteile:
- Kosten: 50 bis 100 Euro jährlich
- Amortisiert sich selten bei Balkonkraftwerken unter 800 Euro
- Viele Ausschlüsse (Verschleiß, Produktionsverlust)
Fazit: Für Standard-Balkonkraftwerke (400 bis 800 Euro) lohnt sich eine Elektronikversicherung nicht. Bei Premium-Anlagen ab 1.500 Euro mit Speicher kann sie sinnvoll sein.
Was tun im Schadensfall?
Sofortmaßnahmen:
- Sicherheit: Anlage vom Netz trennen, Gefahrenbereich absperren
- Dokumentation: Fotos des Schadens aus mehreren Perspektiven
- Versicherung kontaktieren: Innerhalb von 48 Stunden melden
- Schadenshergang beschreiben: Zeitpunkt, Ursache, betroffene Teile
Benötigte Unterlagen:
- Kaufbeleg und Rechnung
- Fotos vor und nach dem Schaden
- Installationsprotokoll (falls vorhanden)
- Anmeldung beim Netzbetreiber
- Wetterbestätigung (bei Sturmschäden vom Deutschen Wetterdienst)
Gutachter beauftragen:
Bei Schäden über 1.000 Euro verlangt die Versicherung meist ein Gutachten. Beauftragen Sie einen Photovoltaik-Sachverständigen, der den Schaden fachgerecht dokumentiert.
Häufige Irrtümer rund um Balkonkraftwerk-Versicherungen
Irrtum 1: “Ich brauche keine Versicherung, weil die Anlage so klein ist.” Falsch. Auch ein 600-Euro-Balkonkraftwerk kann bei Sturm ein Auto beschädigen oder eine Person verletzen. Die Haftpflicht ist Pflicht.
Irrtum 2: “Meine Versicherung zahlt automatisch, ohne dass ich sie informiere.” Riskant. Viele Versicherer verlangen ausdrücklich die Meldung von fest installierten Gegenständen. Im Schadensfall können sie Leistungen kürzen.
Irrtum 3: “Eine Photovoltaik-Versicherung ist teuer und nur für große Dachanlagen.” Teils richtig. Spezielle PV-Versicherungen lohnen sich für Balkonkraftwerke selten. Die normale Hausrat- und Haftpflicht reichen meist aus.
Irrtum 4: “Wenn ich das Balkonkraftwerk nicht anmelde, greift die Versicherung nicht.” Das hängt vom Einzelfall ab. Die Anmeldung beim Netzbetreiber ist Pflicht. Manche Versicherer machen die Leistung von der ordnungsgemäßen Anmeldung abhängig.
Kosten: Was kostet der Versicherungsschutz?
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen entstehen keine zusätzlichen Kosten.
- Hausratversicherung: 0 Euro (im Beitrag enthalten bis 3.000 Euro Wert)
- Wohngebäudeversicherung: 0 bis 20 Euro jährlich (je nach Versicherer)
- Privathaftpflicht: 0 Euro (Balkonkraftwerke sind mitversichert)
- Elektronikversicherung (optional): 50 bis 100 Euro jährlich
Spartipp: Wenn Sie ohnehin Hausrat und Haftpflicht haben, prüfen Sie nur, ob die Deckungssummen ausreichen. Eine Erhöhung kostet meist nur wenige Euro pro Jahr.
Besonderheiten für Mieter und Eigentümer
Als Mieter:
- Balkonkraftwerk fällt unter Hausrat
- Informieren Sie sowohl Vermieter als auch Versicherung
- Bei Schäden am Gebäude haftet Ihre Haftpflicht
- Beim Auszug: Anlage mitnehmen oder Nachmieter übernehmen lassen
Als Eigentümer:
- Fest montierte Anlagen können zur Wohngebäudeversicherung gehören
- Prüfen Sie, ob “Photovoltaik” explizit genannt ist
- Bei Eigentumswohnungen: WEG-Versicherung klären
- Erhöhung des Gebäudewerts dem Versicherer melden
Praxistipps für optimalen Versicherungsschutz
-
Schriftlich kommunizieren: Informieren Sie Ihre Versicherung per E-Mail und bewahren Sie die Antwort auf.
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Proaktiv sein: Warten Sie nicht auf einen Schadensfall, sondern klären Sie die Versicherungsfrage vor der Installation.
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Deckungssummen erhöhen: Falls Ihre Hausratsumme knapp ist, erhöhen Sie sie lieber um 100 Euro – das kostet nur wenige Euro mehr pro Jahr.
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Installation dokumentieren: Fotos und Kaufbelege sind im Schadensfall Gold wert.
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Regelmäßige Kontrolle: Prüfen Sie einmal im Jahr die Befestigung und den Zustand der Anlage.
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Bei Umzug: Melden Sie die neue Adresse auch für die Versicherung des Balkonkraftwerks.
Fazit: Die richtige Versicherung für Ihr Balkonkraftwerk
Ein Balkonkraftwerk benötigt in den meisten Fällen keine separate Versicherung. Ihre bestehende Hausratversicherung (für Mieter) oder Wohngebäudeversicherung (für Eigentümer) deckt die meisten Schadensszenarien ab. Die Privathaftpflicht schützt Sie vor Ansprüchen Dritter.
Das Wichtigste:
- Informieren Sie Ihre Versicherung über die Installation
- Prüfen Sie die Deckungssummen Ihrer Hausrat- und Haftpflichtversicherung
- Dokumentieren Sie Kauf und Installation sorgfältig
- Eine separate Elektronikversicherung lohnt sich nur bei teuren Anlagen ab 1.500 Euro
Mit diesen Maßnahmen sind Sie optimal abgesichert und können Ihren selbst erzeugten Solarstrom beruhigt genießen. Im Schadensfall wissen Sie genau, welche Versicherung zahlt und wie Sie vorgehen müssen.