Der Winter steht vor der Tür und Sie fragen sich: Lohnt sich mein Balkonkraftwerk auch in der dunklen Jahreszeit? Die gute Nachricht: Ja! Auch im Winter produziert Ihre Mini-Solaranlage wertvollen Strom – wenn auch deutlich weniger als im Sommer. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Ihr Balkonkraftwerk im Winter funktioniert, welche Erträge realistisch sind und wie Sie die Leistung Ihrer Anlage in der kalten Jahreszeit optimieren.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk im Winter?
Zunächst die wichtigste Frage: Funktionieren Solarmodule überhaupt bei kalten Temperaturen und wenig Sonne?
Solarmodule brauchen Licht, nicht Wärme
Ein verbreiteter Irrtum: Solarmodule brauchen Wärme, um zu funktionieren. Das stimmt nicht!
So funktionieren Photovoltaikmodule:
- Solarmodule wandeln Licht (Photonen) in Strom um, nicht Wärme
- Je mehr Lichtphotonen auf die Solarzellen treffen, desto mehr Strom wird erzeugt
- Auch diffuses Tageslicht bei Bewölkung erzeugt Strom
- Direkte Sonneneinstrahlung ist optimal, aber nicht zwingend erforderlich
Der Temperatureffekt:
Tatsächlich arbeiten Solarmodule bei Kälte sogar effizienter als bei Hitze!
- Bei 25 Grad Celsius: Normaler Wirkungsgrad (Referenzwert)
- Bei 0 Grad Celsius: Wirkungsgrad steigt um etwa 5 bis 10 Prozent
- Bei minus 10 Grad Celsius: Wirkungsgrad steigt um etwa 10 bis 15 Prozent
- Bei 40 Grad Celsius (Sommer): Wirkungsgrad sinkt um etwa 10 bis 15 Prozent
Warum ist das so?
Halbleitermaterialien in Solarzellen arbeiten bei niedrigeren Temperaturen effizienter. Der elektrische Widerstand sinkt, die Elektronen bewegen sich freier – das steigert die Leistung.
Das Problem im Winter ist also nicht die Kälte, sondern:
- Kürzere Tage (weniger Sonnenstunden)
- Tiefstehende Sonne (Licht trifft flacher auf die Module)
- Häufigere Bewölkung (weniger direktes Sonnenlicht)
- Schnee und Eis (können Module bedecken)
Winterertrag realistisch einschätzen
Wie viel Strom können Sie im Winter tatsächlich erwarten?
Durchschnittliche Monatserträge im Jahresverlauf
Ein 800-Watt-Balkonkraftwerk mit optimaler Südausrichtung in Deutschland:
Monat | Sonnenstunden pro Tag | Ertrag pro Monat | Anteil am Jahresertrag |
---|---|---|---|
Januar | 1 bis 2 Stunden | 30 bis 40 kWh | 4 bis 5 Prozent |
Februar | 2 bis 3 Stunden | 45 bis 60 kWh | 6 bis 8 Prozent |
März | 4 bis 5 Stunden | 75 bis 95 kWh | 10 bis 12 Prozent |
April | 5 bis 7 Stunden | 95 bis 115 kWh | 12 bis 14 Prozent |
Mai | 6 bis 8 Stunden | 110 bis 130 kWh | 14 bis 16 Prozent |
Juni | 7 bis 9 Stunden | 120 bis 140 kWh | 15 bis 17 Prozent |
Juli | 7 bis 9 Stunden | 115 bis 135 kWh | 14 bis 16 Prozent |
August | 6 bis 8 Stunden | 105 bis 125 kWh | 13 bis 15 Prozent |
September | 5 bis 6 Stunden | 85 bis 105 kWh | 11 bis 13 Prozent |
Oktober | 3 bis 4 Stunden | 60 bis 80 kWh | 8 bis 10 Prozent |
November | 2 bis 3 Stunden | 35 bis 50 kWh | 5 bis 6 Prozent |
Dezember | 1 bis 2 Stunden | 25 bis 35 kWh | 3 bis 4 Prozent |
Gesamt | Ø 4 bis 6 Stunden | 800 bis 900 kWh | 100 Prozent |
Wintermonate im Detail
Winterertrag (Dezember, Januar, Februar):
- Zusammen etwa 100 bis 150 kWh in drei Monaten
- Das sind nur 12 bis 18 Prozent des Jahresertrags
- Aber: Immer noch 35 bis 50 Euro Ersparnis bei 0,35 Euro Strompreis
Vergleich Sommer zu Winter:
Ein sonniger Julitag kann 4 bis 5 kWh bringen, ein typischer Januartag dagegen nur 0,8 bis 1,5 kWh – ein Faktor von etwa 1:4.
Regionale Unterschiede im Winter
Der Winterertrag variiert erheblich je nach Region:
Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg):
- Mehr Sonnentage, weniger Nebel
- Winterertrag etwa 120 bis 160 kWh (Dez-Feb)
- Bessere Bedingungen durch Höhenlage und alpinen Einfluss
Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Niedersachsen):
- Häufigere Bewölkung, mehr Regen
- Winterertrag etwa 90 bis 120 kWh (Dez-Feb)
- Aber: Weniger Schnee, Module bleiben öfter frei
Mittelgebirge und Alpen:
- Höhere Lage = mehr direkte Sonnenstrahlung
- Aber: Mehr Schnee (Module können bedeckt sein)
- Winterertrag stark wetterabhängig
Unterschied Nord-Süd im Winter: Etwa 30 bis 40 Prozent höherer Ertrag im Süden
Schnee und Eis: So gehen Sie damit um
Schnee ist die größte Herausforderung für Balkonkraftwerke im Winter.
Wie wirkt sich Schnee auf den Ertrag aus?
Leichter Schnee (1 bis 3 cm):
- Reduziert Ertrag um etwa 30 bis 50 Prozent
- Lässt oft noch diffuses Licht durch
- Rutscht bei Sonnenschein meist von selbst ab
Mittlerer Schnee (3 bis 10 cm):
- Reduziert Ertrag um etwa 70 bis 90 Prozent
- Sollte entfernt werden für besseren Ertrag
- Bleibt oft mehrere Tage liegen
Schwerer Schnee (über 10 cm):
- Blockiert Ertrag komplett (0 Prozent)
- Sollte zeitnah entfernt werden
- Kann mehrere Wochen liegenbleiben
Eis und Raureif:
- Dünne Eisschicht: 20 bis 40 Prozent Ertragsverlust
- Dicke Eisschicht: 60 bis 90 Prozent Ertragsverlust
- Schmilzt meist selbstständig bei Sonneneinstrahlung
Soll ich Schnee entfernen?
Ja, wenn:
- Dicke Schneeschicht (über 5 cm) seit mehreren Tagen liegt
- Sonnige Tage vorhergesagt sind (lohnt sich besonders)
- Sie die Module sicher erreichen können
- Schnee nicht von selbst abrutscht
Nein, wenn:
- Nur leichter Schnee liegt (1 bis 2 cm)
- Gefahr beim Zugang zu den Modulen besteht
- Weiterer Schneefall angekündigt ist
- Die Module steil stehen (Schnee rutscht oft selbst ab)
Wie entferne ich Schnee richtig?
Sichere Methoden:
-
Weicher Besen oder Schneeschieber:
- Verwenden Sie einen weichen Besen mit langen Borsten
- Ziehen Sie den Schnee vorsichtig herunter
- Nicht drücken oder kratzen!
-
Warmes Wasser (bei leichtem Frost):
- Gießen Sie handwarmes (nicht kochendes!) Wasser über die Module
- Schnee schmilzt und rutscht ab
- Vorsicht: Nicht bei starkem Frost (Glasbruch möglich)
-
Teleskopstange mit weichem Aufsatz:
- Ideal für schwer erreichbare Module
- Sanft über die Oberfläche wischen
- Erhältlich im Fachhandel (ca. 30 bis 60 Euro)
Was Sie NICHT tun sollten:
- ❌ Harte Gegenstände (Metallschaufel, Eiskratzer) verwenden
- ❌ Auf die Module steigen
- ❌ Kochendes Wasser verwenden (Thermospannung!)
- ❌ Salz oder Chemikalien verwenden
- ❌ Mit Druck arbeiten (Glas kann brechen)
Schnee nutzen: Der Albedo-Effekt
Wussten Sie? Schnee kann den Ertrag sogar steigern!
Der Albedo-Effekt:
- Schnee reflektiert bis zu 80 Prozent des Sonnenlichts
- Reflektiertes Licht trifft auf die Rückseite der Module (bei bifazialen Modulen)
- Auch einseitige Module profitieren von indirekter Reflexion
- Ertragssteigerung von 10 bis 25 Prozent möglich (wenn Module schneefrei sind!)
Ideal:
- Schneebedeckter Boden oder Dach
- Module selbst schneefrei
- Sonnige Tage nach Schneefall
An solchen Tagen kann der Winterertrag sogar besser sein als an durchschnittlichen Sommertagen!
Kälte und Frost: Auswirkungen auf die Technik
Wie kälteresistent sind Balkonkraftwerke?
Solarmodule:
- Betriebstemperatur: minus 40 bis plus 85 Grad Celsius
- Kälte schadet nicht, im Gegenteil: höherer Wirkungsgrad
- Frost und Eis beeinträchtigen Modulstruktur nicht
- Zertifiziert nach IEC 61215 (Kältetests inklusive)
Wechselrichter:
- Betriebstemperatur: meist minus 25 bis plus 60 Grad Celsius
- Schaltet bei Extremtemperaturen automatisch ab (Schutzfunktion)
- Moderne Wechselrichter sind für Außenbetrieb ausgelegt
- Bei starkem Dauerfrost: Leistung kann leicht sinken
Kabel und Stecker:
- Hochwertige Solarkabel sind frostbeständig
- Wichtig: UV- und witterungsbeständige Kabel verwenden
- Billige Kabel können bei Kälte spröde werden
- Steckerverbindungen: Auf festen Sitz achten (Kontraktion bei Kälte)
Kann Frost mein Balkonkraftwerk beschädigen?
Nein, in der Regel nicht.
Warum Solarmodule frostsicher sind:
- Gehärtetes Glas (ESG) hält Temperaturschocks stand
- Rahmen aus Aluminium ist extrem witterungsbeständig
- Solarzellen sind verkapselt und versiegelt
- Entwässerungsöffnungen verhindern Eisbildung im Rahmen
Einziges Risiko:
- Extrem schneller Temperaturwechsel (z.B. kochendes Wasser auf eiskaltes Modul)
- Herstellerfehler (sehr selten)
- Mechanische Vorschädigung (Riss im Glas)
Unser Tipp: Lassen Sie Ihr Balkonkraftwerk einfach durchlaufen. Moderne Module sind für alle Wetterbedingungen ausgelegt.
Tipps zur Optimierung des Winterertrags
Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Sie den Winterertrag Ihres Balkonkraftwerks deutlich steigern.
Tipp 1: Steilere Modulneigung im Winter
Warum steilere Neigung?
Im Winter steht die Sonne tiefer (nur etwa 15 bis 20 Grad über dem Horizont im Dezember). Eine steilere Modulneigung fängt das flache Licht besser ein.
Optimale Neigung:
- Sommer: 30 bis 35 Grad (flacher)
- Winter: 50 bis 60 Grad (steiler)
- Ganzjährig optimal: 35 bis 40 Grad (Kompromiss)
Neigung anpassen:
Falls Sie eine verstellbare Aufständerung haben:
- Im Oktober: Neigung auf 50 bis 60 Grad erhöhen
- Im März: Neigung wieder auf 30 bis 35 Grad reduzieren
- Ertragssteigerung im Winter: bis zu 30 Prozent möglich!
Zusätzlicher Vorteil: Bei steiler Neigung rutscht Schnee leichter ab.
Tipp 2: Module vor dem Winter reinigen
Warum Reinigung wichtig ist:
Im Herbst sammeln sich Laub, Staub und Verschmutzungen auf den Modulen. Im Winter reduziert das den ohnehin geringen Ertrag zusätzlich. Weitere Strategien zur Optimierung Ihres Balkonkraftwerk-Ertrags helfen Ihnen, ganzjährig das Maximum herauszuholen.
So reinigen Sie richtig:
- Wählen Sie einen trockenen, milden Tag im Oktober/November
- Verwenden Sie lauwarmes Wasser und einen weichen Schwamm
- Bei hartnäckigen Verschmutzungen: pH-neutrales Reinigungsmittel
- Gründlich mit klarem Wasser nachspülen
- Trocknen lassen
Ertragssteigerung durch Reinigung: 5 bis 15 Prozent (je nach Verschmutzungsgrad)
Tipp 3: Verschattung minimieren
Im Winter sind Verschattungen kritischer:
- Tiefstehende Sonne = längere Schatten
- Bäume, Gebäude oder Schornsteine werfen größere Schatten
- Bereits kleine Verschattungen können den Ertrag erheblich reduzieren
Was Sie tun können:
- Überprüfen Sie im Oktober den Schattenwurf um die Mittagszeit
- Entfernen Sie Hindernisse (Blumenkästen, Wäscheständer etc.)
- Schneiden Sie überhängende Äste zurück
- Verschieben Sie Module leicht, falls möglich
Wichtig: Bereits 10 Prozent Verschattung können den Ertrag um 30 bis 50 Prozent reduzieren (bei Reihenschaltung).
Tipp 4: Südausrichtung prüfen
Warum Südausrichtung im Winter wichtiger ist:
Im Sommer produzieren auch Ost- und Westmodule gute Erträge. Im Winter ist die Südausrichtung jedoch entscheidend:
- Süd: 100 Prozent Winterertrag (Referenz)
- Süd-Ost / Süd-West: 85 bis 95 Prozent
- Ost / West: 60 bis 75 Prozent
- Nord: 20 bis 35 Prozent (kaum lohnend)
Falls Ihre Module nicht nach Süden zeigen:
- Prüfen Sie, ob eine Neuausrichtung möglich ist
- Bei Ost-West-Modulen: Eventuell auf reine Südausrichtung umstellen
- Kompromiss: Süd-West (Nachmittagssonne im Winter oft besser als Morgensonne)
Tipp 5: Schnee zeitnah entfernen
Wie bereits beschrieben: Entfernen Sie Schnee an sonnigen Tagen. Jeder Tag Schneebedeckung kostet Sie 1 bis 2 kWh Ertrag (bei 800-Watt-Anlage).
Rechenbeispiel:
- 5 Tage Schnee im Januar = 5 bis 10 kWh Verlust
- Bei 0,35 Euro pro kWh = 1,75 bis 3,50 Euro Verlust
- Über den Winter: 10 bis 20 Euro Ertragsverlust möglich
Lohnt sich das Entfernen? Ja, wenn Sie die Module sicher erreichen können.
Tipp 6: Eigenverbrauch im Winter optimieren
Vorteil im Winter: Sie sind oft mehr zu Hause (kürzere Tage, Homeoffice, Feiertage).
So steigern Sie den Eigenverbrauch:
- Nutzen Sie sonnige Mittagsstunden für stromintensive Tätigkeiten
- Waschmaschine, Geschirrspüler, Staubsauger mittags laufen lassen
- Laptop und Geräte tagsüber aufladen
- Heizlüfter oder Elektroheizung (falls vorhanden) mittags betreiben
Im Winter ist die Eigenverbrauchsquote oft höher (70 bis 90 Prozent statt 60 bis 70 Prozent im Sommer), weil Sie mehr zu Hause sind und weniger Überschuss produzieren.
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk im Winter wirtschaftlich?
Kosten-Nutzen-Rechnung Winter
Winterertrag (Dezember bis Februar):
- 100 bis 150 kWh in drei Monaten
- Bei 0,35 Euro pro kWh = 35 bis 52,50 Euro Ersparnis
Ist das viel?
Nein, der Winter trägt nur etwa 15 Prozent zur Gesamtersparnis bei. Aber: Die Wirtschaftlichkeitsrechnung für Balkonkraftwerke basiert immer auf dem Jahresertrag, nicht auf einzelnen Monaten.
Wichtig zu verstehen:
Wenn Sie ein Balkonkraftwerk kaufen, kalkulieren Sie mit dem Gesamtertrag über 25 Jahre:
- Anschaffungskosten: 600 Euro
- Jahresertrag: 750 kWh (davon 100 bis 150 kWh im Winter)
- Jährliche Ersparnis: 200 Euro (davon 35 bis 50 Euro im Winter)
- Amortisation: 3 Jahre
- Gesamtersparnis über 25 Jahre: 4.000 Euro
Der Winter ist bereits einkalkuliert! Die Anlage lohnt sich trotz schwacher Wintermonate.
Vergleich: Mit vs. ohne Winterbetrieb
Angenommen, Sie schalten Ihr Balkonkraftwerk im Winter komplett ab:
Szenario 1: Ganzjährig in Betrieb
- Jahresertrag: 750 kWh
- Ersparnis: 262,50 Euro (bei 0,35 Euro pro kWh)
Szenario 2: Winter abgeschaltet (Dez-Feb)
- Jahresertrag: 600 bis 650 kWh (minus 100 bis 150 kWh)
- Ersparnis: 210 bis 227,50 Euro
Verlust durch Winterabschaltung: 35 bis 52,50 Euro pro Jahr
Über 25 Jahre sind das 875 bis 1.312 Euro weniger Gesamtersparnis – nur weil Sie im Winter abschalten!
Fazit: Lassen Sie Ihr Balkonkraftwerk ganzjährig laufen. Selbst der geringe Winterertrag lohnt sich.
Häufige Fragen zum Winterbetrieb
Muss ich mein Balkonkraftwerk im Winter anders betreiben?
Nein. Balkonkraftwerke laufen vollautomatisch. Der Wechselrichter passt sich an wechselnde Lichtbedingungen an. Sie müssen nichts einstellen oder anpassen.
Einzige Ausnahme: Schnee manuell entfernen (optional, aber empfohlen).
Kann ich mein Balkonkraftwerk im Winter abbauen?
Technisch ja, aber nicht empfehlenswert.
Nachteile:
- Sie verlieren 35 bis 50 Euro Ertrag pro Winter
- Auf- und Abbau ist Aufwand
- Lagerung nimmt Platz weg
- Module können beim Transport beschädigt werden
- Anschlüsse können korrodieren
Wann sinnvoll?
- Bei extremen Witterungsbedingungen (z.B. sturmgefährdete Standorte)
- Falls Module auf dem Balkon im Weg sind (z.B. wenig Platz)
Für die meisten Betreiber gilt: Einfach laufen lassen!
Wie überwintere ich mein Balkonkraftwerk richtig?
Checkliste für den Winter:
Im Herbst (Oktober/November):
- ☑ Module gründlich reinigen
- ☑ Befestigungen auf festen Sitz prüfen (Stürme!)
- ☑ Kabel auf Schäden kontrollieren
- ☑ Eventuell Neigung steiler stellen
- ☑ Verschattungen überprüfen und beseitigen
Im Winter (Dezember bis Februar):
- ☑ Schnee bei Bedarf entfernen
- ☑ Nach Stürmen Befestigung kontrollieren
- ☑ Wechselrichter-LED prüfen (läuft die Anlage?)
- ☑ Bei langen Ausfallzeiten: Stecker prüfen
Im Frühjahr (März):
- ☑ Module erneut reinigen
- ☑ Eventuell Neigung wieder flacher stellen
- ☑ Frühjahrscheck der gesamten Anlage
Gibt es spezielle Wintermodule?
Nein. Alle modernen Solarmodule sind für ganzjährigen Betrieb ausgelegt. Es gibt keine speziellen “Wintermodule”.
Worauf Sie achten sollten:
- Zertifizierung nach IEC 61215 (beinhaltet Kältetests)
- Temperaturkoeffizient (je niedriger, desto besser bei Kälte)
- Gute Leistung bei schwachem Licht (Low-Light-Performance)
Module mit guter Low-Light-Performance:
- Monokristalline Module (besser als polykristallin)
- PERC-Technologie (höherer Wirkungsgrad bei diffusem Licht)
- Bifaziale Module (nutzen reflektiertes Licht von Schnee)
Sonderfall: Bifaziale Module im Winter
Was sind bifaziale Module?
Bifaziale Solarmodule können Licht von beiden Seiten aufnehmen:
- Vorderseite: Direkte Sonneneinstrahlung
- Rückseite: Reflektiertes Licht vom Boden
Warum sind sie im Winter interessant?
Der Schnee-Vorteil:
Wie bereits erwähnt, reflektiert Schnee bis zu 80 Prozent des Sonnenlichts. Bifaziale Module nutzen diese Reflexion:
- Schneebedeckter Boden unter den Modulen
- Sonnenlicht wird stark reflektiert
- Rückseite der Module fängt reflektiertes Licht ein
- Zusätzlicher Ertrag: 10 bis 25 Prozent
Beispiel:
- Normales Modul im Winter: 40 kWh pro Monat
- Bifaziales Modul mit Schnee am Boden: 45 bis 50 kWh pro Monat
Lohnt sich die Investition?
Bifaziale Module kosten etwa 10 bis 20 Prozent mehr. Der Mehrertrag im Winter allein rechtfertigt das kaum. Über das gesamte Jahr können sie sich aber lohnen (besonders auf hellen Untergründen wie Kies, Beton oder eben Schnee).
Monitoring im Winter: Ertragskontrolle
Warum Monitoring gerade im Winter sinnvoll ist
Im Winter schwankt der Ertrag stark. An einem sonnigen Februartag können Sie 3 bis 4 kWh erzeugen, an einem nebligen Januartag nur 0,3 kWh. Monitoring hilft Ihnen:
- Zu erkennen, ob die Anlage überhaupt läuft
- Schneebedeckung zu bemerken (Ertrag = 0)
- Defekte frühzeitig zu erkennen
- Ihr Verbrauchsverhalten zu optimieren
Wie überwachen Sie Ihr Balkonkraftwerk?
Option 1: Wechselrichter mit App
Viele moderne Wechselrichter haben WLAN und eine Smartphone-App:
- Zeigt Echtzeit-Leistung (aktuelle Watt)
- Tages-, Monats- und Jahresertrag
- Historische Daten
- Push-Benachrichtigungen bei Störungen
Beliebte Wechselrichter mit App:
- Hoymiles (S-Miles Cloud App)
- Deye (SOLARMAN App)
- APSystems (EMA App)
Option 2: Externe Energiemessgeräte
Falls Ihr Wechselrichter kein WLAN hat:
- Steckdosen-Energiemessgerät (z.B. Shelly Plug S, ab 15 Euro)
- Smart-Home-Integration (z.B. HomeAssistant, ioBroker)
- WLAN-Steckdosen mit Verbrauchsmessung
Was Sie im Winter beobachten sollten:
- Plötzlicher Ertragseinbruch auf 0: Schnee auf Modulen oder technisches Problem
- Dauerhaft niedriger Ertrag (unter 0,5 kWh pro Tag): Verschattung oder Verschmutzung prüfen
- Schwankender Ertrag: Normal im Winter (Bewölkung)
Klimawandel und Winter-Solarenergie
Verändert sich der Winterertrag durch Klimawandel?
Ja, langfristig gibt es Veränderungen:
Beobachtete Trends:
- Wärmere Winter (weniger Schneetage)
- Mehr Extremwetter (Starkschnee, aber selten)
- Längere milde Perioden im Dezember/Januar
- Früher Frühlingsstart (mehr Ertrag ab Februar)
Auswirkungen auf Balkonkraftwerke:
Positiv:
- Weniger Schneetage = weniger Ertragsausfälle
- Mildere Temperaturen = längere Lichtphasen
- Frühjahr beginnt früher = mehr Märzertrag
Negativ:
- Mehr Bewölkung und Regen (regional unterschiedlich)
- Stürme können Befestigungen belasten
Langfristige Prognose: Der Winterertrag könnte in den nächsten 10 bis 20 Jahren um etwa 5 bis 10 Prozent steigen (weniger Schnee, längere Sonnenphasen).
Fazit: Balkonkraftwerk im Winter lohnt sich
Auch wenn der Winterertrag nur 15 bis 20 Prozent des Jahresertrags ausmacht – Ihr Balkonkraftwerk lohnt sich ganzjährig. Die wichtigsten Erkenntnisse:
Was Sie wissen sollten:
- ✅ Balkonkraftwerke funktionieren auch im Winter
- ✅ Kälte schadet nicht, verbessert sogar den Wirkungsgrad
- ✅ Der Ertrag ist 60 bis 80 Prozent niedriger als im Sommer
- ✅ Schnee sollte bei Bedarf entfernt werden
- ✅ Der Winter ist bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung bereits einkalkuliert
So optimieren Sie Ihren Winterertrag:
- Steilere Modulneigung (50 bis 60 Grad)
- Module vor dem Winter reinigen
- Verschattungen minimieren
- Schnee zeitnah entfernen
- Eigenverbrauch in Mittagsstunden konzentrieren
Wirtschaftlich betrachtet:
- 35 bis 50 Euro Ersparnis pro Winter (bei 800-Watt-Anlage)
- Über 25 Jahre: 875 bis 1.250 Euro Winterertrag
- Verzicht auf Winterbetrieb = deutlicher Renditeverlust
Unser Tipp: Lassen Sie Ihr Balkonkraftwerk das ganze Jahr über laufen, entfernen Sie gelegentlich Schnee und freuen Sie sich auch im Winter über kostenlosen Solarstrom. Selbst an trüben Januartagen erzeugen Sie noch genug Strom für Kühlschrank, Router und Standby-Geräte – und das summiert sich!
Der Winter mag die schwächste Jahreszeit für Solarenergie sein, aber Ihr Balkonkraftwerk bleibt ein wertvoller Beitrag zur Energiewende und Ihrer Haushaltskasse – 365 Tage im Jahr.